Du sitzt im Vorstellungsgespräch und plötzlich kommt sie – diese eine Frage, die viele Bewerber fürchten: „Nennen Sie mir Ihre größte Schwäche.“
Diese Frage stellt auch erfahrene Bewerber:innen immer wieder vor eine Herausforderung. Eine gute Antwort erfordert Selbstreflektion, Ehrlichkeit und gleichzeitig die Fähigkeit, sich von seiner besten Seite zu präsentieren.
Mit der richtigen Vorbereitung und Strategie kannst du die Frage nach deinen Schwächen im Vorstellungsgespräch sogar zu deinem Vorteil nutzen. Wir zeigen dir, wie’s geht!
Warum fragen Personaler überhaupt nach Schwächen?
Personaler stellen die Schwächen-Frage nicht, um dich aus der Ruhe zu bringen. Es geht um viel mehr:
- Selbstreflexion und Ehrlichkeit: Erkennst du Verbesserungspotenzial bei dir selbst?
- Problemlösungsfähigkeiten: Wie gehst du mit Herausforderungen um?
- Lernbereitschaft: Bist du offen für persönliche Entwicklung?
Die Schwäche-Frage gibt Einblicke in deine Persönlichkeit, die kein Lebenslauf vermitteln kann. Das macht sie bei Personalern auch 2024 noch sehr beliebt.
Die häufigsten Fehler bei der Schwächen-Frage im Vorstellungsgespräch
Viele Bewerber tappen in typische Fallen. Hier sind Fehler, die du am besten vermeidest:
- Ausweichende oder unehrliche Antworten geben. Personaler merken das!
- Stärken als Schwächen tarnen: „Ich bin ein Perfektionist“ ist ausgelutscht.
- Zu viele oder irrelevante Schwächen nennen. Weniger ist mehr!
- Keine Lösungsansätze aufzeigen. Die Schwäche zu erkennen ist nur der erste Schritt.
So bereitest du dich optimal vor
Eine gute Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg:
- Selbstanalyse: Nimm dir wirklich Zeit, über deine Schwächen nachzudenken.
- Relevanz: Wähle eine Schwäche, die für den Job nicht kritisch ist, aber trotzdem etwas mit dem Arbeitsumfeld zu tun hat.
- Üben, nicht auswendig lernen: Deine Antwort sollte natürlich klingen.
- Konkrete Beispiele: Bereite Situationen vor, die deine Schwäche und deinen Umgang damit zeigen. Lege den Fokus vor allem auch darauf wie du versuchst, an dieser Schwäche zu arbeiten.
Beispiele für Schwächen im Vorstellungsgespräch
Aus der Praxis wissen wir, dass Bewerber sich oft schwer damit tun, geeignete Schwächen für das Vorstellungsgespräch zu finden. Hier sind einige Beispiele für Schwächen, die du in Betracht ziehen kannst.
Wichtig: Wähle eine Schwäche, die authentisch ist und an der du aktiv arbeitest.
Ein paar Beispiele:
- Ungeduld bei langwierigen Prozessen
- Schwierigkeiten beim Delegieren von Aufgaben
- Übernahme von zu vielen Aufgaben gleichzeitig
- Perfektionismus, der zu Verzögerungen führt
- Probleme beim öffentlichen Sprechen oder Präsentieren
- Zu direkte oder zu indirekte Kommunikation
- Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen
- Mangelnde Erfahrung mit bestimmten Software-Tools
- Tendenz, sich in Details zu verlieren
- Ungeduld mit langsameren Teammitgliedern
- Schwierigkeiten beim Netzwerken oder Small Talk
- Zu selbstkritisch oder zu hart zu sich selbst sein
- Probleme mit Work-Life-Balance
- Schwierigkeiten beim Umgang mit Konflikten
- Zurückhaltung beim Äußern eigener Ideen in Meetings
Beachte bei der Auswahl deiner Schwäche folgende Punkte:
- Wähle eine Schwäche, die nicht essenziell für die angestrebte Position ist.
- Sei ehrlich. Wähle etwas, das wirklich eine Herausforderung für dich ist.
- Zeige, wie du aktiv an dieser Schwäche arbeitest oder sie überwunden hast.
- Vermeide Klischees wie „Ich bin ein Perfektionist“ ohne konkrete Beispiele zu nennen.
Ein Beispiel für eine gute Formulierung:
„Eine Schwäche, an der ich arbeite, ist dass ich mich manchmal in Details verliere. Während das in manchen Situationen von Vorteil sein kann, führt es manchmal zu Verzögerungen. Ich habe deshalb angefangen, To-Do-Listen zu schreiben und Aufgaben zu priorisieren. Wenn ich mir unsicher bin, wie ich am besten priorisieren soll, frage ich meine Führungskraft um Rat.“
Die STAR-Methode: Dein Ass im Ärmel
Die STAR-Methode ist ein bewährtes Tool, um strukturierte und überzeugende Antworten zu geben – auch wenn es um deine Schwächen geht.
Unser Tipp: Verwende die STAR-Methode
STAR steht für Situation, Task (Aufgabe), Action (Handlung) und Resultat.
- Situation: Beschreibe kurz den Kontext, in dem deine Schwäche zum Vorschein kam.
- Task: Erkläre die Herausforderung, die sich daraus ergab.
- Action: Schildere, welche konkreten Schritte du unternommen hast, um an dieser Schwäche zu arbeiten.
- Resultat: Zeige auf, welche Fortschritte du gemacht hast und was du daraus gelernt hast.
Lass uns die STAR-Methode an einem Beispiel anwenden:
Wir nehmen an, deine Schwäche ist, dass du Schwierigkeiten hast, Aufgaben zu delegieren.
Situation: „In meinem letzten Job als Projektmanager war ich für ein wichtiges Kundenprojekt verantwortlich.“
Task: „Ich musste mehrere Teilaufgaben gleichzeitig koordinieren und hatte Schwierigkeiten, Arbeit an mein Team zu delegieren, weil ich dachte, ich könnte alles am besten selbst erledigen.“
Action: „Nachdem ich erkannt hatte, dass das zu Überlastung und Verzögerungen und Unzufriedenheit im Team führte, habe ich folgende Schritte unternommen:
- Ich habe ein Gespräch mit meinem Vorgesetzten geführt und um Rat gebeten.
- Ich habe ein paar Bücher zum Thema „effektives Delegieren“ gelesen.
- Ich habe begonnen, wöchentliche Team-Meetings einzuführen, um Aufgaben gezielt zu verteilen und die Stärken meiner Teammitglieder besser zu nutzen.“
Resultat: „Durch diese Maßnahmen konnte ich meine Fähigkeit zu delegieren deutlich verbessern. Das Projekt wurde pünktlich abgeschlossen, und mein Team fühlte sich stärker eingebunden und wertgeschätzt. Ich habe gelernt, dass effektives Delegieren nicht nur mich entlastet, sondern auch zur Entwicklung und Zufriedenheit meines Teams beiträgt.“
Die STAR-Methode hilft dir, deine Antwort zu strukturieren und zu zeigen, dass du nicht nur deine Schwächen erkennst, sondern aktiv daran arbeitest, dich zu verbessern. So demonstrierst du Selbstreflexion, Problemlösungskompetenz und persönliches Wachstum – Eigenschaften, die Personaler sehr schätzen.
Beispielantworten, die überzeugen
Hier sind ein paar Beispiele, wie du die Schwächen-Frage meistern kannst:
Schwäche: „Nein“ zu sagen
Manchmal fällt es mir schwer, „Nein“ zu sagen. In meinem letzten Job habe ich gemerkt, dass ich dadurch manchmal überlastet war und mehr neue Aufgaben begonnen, als ich abschließen konnte.
Ich habe mir deswegen proaktiv Feedback von meiner Führungskraft geholt und wir haben gemeinsam geübt, Prioritäten besser zu setzen. Jetzt kann ich meine Kapazitäten realistischer einschätzen und kommunizieren. Das hat auch mein Team sehr positiv aufgenommen.
Schwäche: Mit Veränderungen umgehen
Ich habe festgestellt, dass es mir manchmal schwerfällt, mit unerwarteten Änderungen umzugehen. In meinem letzten Projekt wurde der Zeitplan kurzfristig geändert, was mich zunächst aus der Bahn geworfen hat.
Um flexibler zu werden, habe ich begonnen, mich mit agilem Projektmanagement zu beschäftigen. Das hat mir geholfen, mich schneller an neue Situationen anzupassen und sogar kreative Lösungen in unerwarteten Situationen zu finden.
Schwäche: Feedback persönlich nehmen
In der Vergangenheit hatte ich Schwierigkeiten damit, konstruktives Feedback anzunehmen. Ich habe Kritik oft zu persönlich genommen.
Um daran zu arbeiten, habe ich begonnen noch aktiver Feedback von Kollegen und Vorgesetzten einzufordern. Damit habe ich mich langsam daran gewöhnt und auch gelernt, Feedback als Chance zur Verbesserung zu sehen. Jetzt kann ich nicht nur besser mit Kritik umgehen, sondern suche sie sogar aktiv, um mich weiterzuentwickeln.
Schwäche: Mangelnde Erfahrung mit bestimmten Software-Tools
Eine Herausforderung für mich ist meine begrenzte Erfahrung mit der Projektmanagement-Software Jira. In meiner letzten Position haben wir Trello genutzt, und als wir zu Jira umgestiegen sind, hatte ich zuerst Schwierigkeiten mich anzupassen.
Ich habe dann folgende Schritte unternommen:
- Ich habe mich für den Online-Kurs „Jira für Anfänger“ bei Udemy angemeldet.
- Ich habe mir einen erfahrenen Kollegen als Mentor gesucht, der mir regelmäßig Tipps gegeben hat.
- Ich habe den Anspruch abgelegt, alles sofort perfekt zu machen, und so ohne Frustration Schritt für Schritt gelernt, Jira zu verwenden.
Do:
- Bleib authentisch und ehrlich – das schafft Vertrauen.
- Zeige Lernbereitschaft und Entwicklung – das beeindruckt!
Don’t:
- Nenne keine Schwächen, die für die Stelle absolut kritisch. Das könnte dich disqualifizieren.
- Werde nicht emotional oder zu persönlich. Bleib professionell.
Nach deiner Antwort hast du die Chance, das Gespräch aktiv zu lenken.
- Frage nach Entwicklungsmöglichkeiten im Unternehmen. Das zeigt Interesse und Zukunftsorientierung.
- Lenke das Gespräch auf deine Stärken. „Apropos Entwicklung, ich würde gerne über meine Stärken im Projektmanagement sprechen…“
- Zeige Interesse an Feedback und Coaching-Möglichkeiten. Das unterstreicht deine Lernbereitschaft.
Fazit
Die Frage nach deinen Schwächen im Vorstellungsgespräch ist eine Chance. Mit der richtigen Vorbereitung und Einstellung kannst du sie nutzen, um zu glänzen. Denk daran: Jeder hat Schwächen, aber nicht jeder weiß sie so gekonnt zu präsentieren wie du!
Sei ehrlich, zeige Selbstreflexion und deinen Willen zur persönlichen Weiterentwicklung. Mit dieser Herangehensweise wirst du die Personaler bestimmt beeindrucken. Wir wünschen dir viel Erfolg!
PS: Wenn du nichts dem Zufall überlassen möchtest, lies am besten gleich den nächsten Beitrag. Hier erfährst du, auf welche Fragen du dich noch vorbereiten solltest.
Häufig gestellte Fragen – FAQs
Dieser Beitrag wurde das erste Mal am veröffentlicht. Letztes Update am .